Scoring-Systeme im Rettungsdienst

  • Scoring-Systeme im Rettungsdienst dienen zur objektiven und raschen Klassifizierung der Patienten (z.B. Verletzungsschwere, Rettungsaufwand, Gefährdung der Vitalfunktionen).
  • Scores sind als statistische Größen nicht zur individuellen Prognosestellung geeignet!
  • Ob auf Scores gestützte Entscheidungen, den auf Erfahrungen und Intuition basierenden Maßnamen überlegen sind, ist umstritten.

Verschiedene Scoring-Systeme


Glasgow Coma Scale (GCS)

  • Weit verbreitetes System zur Beurteilung von Bewusstseinsstörungen, z.B. auch auf dem DIVI-Protokoll
  • Punktsummen < 8 sind eine Indikation zur Intubation
  • Bewertung problematisch bei intubiertem und relaxierten Patienten
Merkmal Punktwert Bedeutung
Augenöffnen 4 spontan
  3 Aufforderung
  2 Schmerzreiz
  1 nein
Verbale Antwort 5 orientiert, prompt
  4 verwirrt
  3 inadäquat
  2 unverständlich
  1 keine
Motorische Antwort 6 gezielt
  5 gezielt auf Schmerz
  4 ungezielt
  3 Beugemechanismen
  2 Streckmechanismen
  1 keine

 


Glasgow Coma Scale Pädiatrie

Merkmal Punktwert Bedeutung
Augenöffnen 4 spontan
  3 Aufforderung
  2 Schmerzreiz
  1 Nein
Verbale Antwort (< 24 Monate) 5 Fixiert, erkennt, verfolgt, lacht
  4 Fixiert kurz, inkonstant, erkennt nicht sicher
  3 Zeitweise erweckbar, fehlende Bedrohreflexe
  2 Motorische Unruhe, nicht erweckbar
  1 Keine Antwort auf visuelle, akustische  und sensorische Reize
Verbale Antwort (> 24 Monate) 5 Verständliche Sprache, volle Orientierung
  4 Unverständliche Sprache, Verwirrtheit
  3 Inadäquate Antworten, Wortsalat
  2 Unverständliche Laute
  1 Keine verbale Äußerung
Motorische Antwort 6 Gezieltes Greifen nach Aufforderung
  5 Gezielte Abwehr auf Schmerz
  4 Ungezielte Beugebewegung auf Schmerzreize
  3 Ungezielte Armbeugung / Beinstreckung auf Schmerzreize
  2 Streckmechanismen
  1 Keine

 


APGAR Schema

  • Schema zur systematischen Beurteilung der Vitalität von Neugeborenen
  • Abkürzung für: Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen, Reflexe
  • Punktsummen < 7 zeigen einen Depressionszustand des Neugeborenen an
Punktwert 0 1 2
Atmung keine unregelmäßig regelmäßig, kräftig
Puls kein < 100 / min > 100 / min
Grundtonus schlaff träge Bewegungen Spontanbewegungen
Aussehen blau, blass Stamm rosig ganz rosig
Reflexe keine Grimasse Husten, Niesen

Durchführung

  • Ermittlung der Punktsummen ca. 1 Minute nach der Entbindung
  • Zweimalige Wiederholung nach jeweils 5 Minuten

 


NACA-Score

  • Abkürzung für: "National Advisory Committee for Aeronautics"
  • System zur Einteilung des Schweregrades einer Verletzung oder Krankheit
Wert Bedeutung
1 Geringfügige Verletzungen und Erkrankungen, die keiner akuten ärztlichen Therapie bedürfen
2 Weitere Abklärung bzw. Therapie, jedoch kein stationärer Krankenhausaufenthalt erforderlich
3 Stationäre Abklärung bzw. Therapie erforderlich, jedoch keine akute Vitalgefährdung zu erwarten
4 Keine unmittelbare Lebensgefahr, jedoch ist eine kurzfristige Entwicklung einer Vitalgefährdung nicht auszuschließen
5 Akute Vitalgefährdung. Transport unter Reanimationsbereitschaft
6 Zustand nach erfolgreicher Reanimation oder Wiederherstellung der Vitalfunktionen
7 Verletzungen oder Erkrankungen mit Todesfolge am Einsatzort oder auf dem Transport

 


Injury Severity Score (ISS)

  • Traumaklassifikation nach anatomisch-morphologischen Variablen
  • Anwendung eigentlich erst nach klinischer Diagnose korrekt möglich
  • Untersuchung von 5 Körperregionen: Kopf oder Hals, Gesicht, Thorax, Abdomen oder Beckeninhalt, Extremitäten oder Beckengürtel
  • Beurteilung der Verletzungen in den einzelnen Körperregionen (jeweils mit Punktwerten von 0 bis 6) nach Schweregraden
  • Zur Durchführung werden die drei am schwersten betroffenen Körperregionen ausgewählt, deren Punktwerte jeweils quadriert und dann aufsummiert
Punktwert Schwere der Verletzung im untersuchten Bereich
0 keine
1 leichte
2 mäßige
3 ernste
4 schwere
5 lebensbedrohliche
6 tödliche Verletzungen

 


Revised Trauma Score (RTS)

  • Traumaklassifikation nach physiologischen Variablen
  • Am Notfallort wegen der umständlichen Berechnung kaum durchführbar
  • In den USA häufig verwandtes System als Kriterium zur Triage oder zur Zuweisung an spezielle Trauma-Zentren
  • Zur Durchführung wird jedem Parameter der zugehörige RTS-Punktwert zugewiesen. Danach werden diese mit dem entsprechenden Koeffizienten multipliziert und anschließend aufsummiert.
Parameter Glasgow Coma Scale RR systolisch Atemfrequenz RTS-Punktwert
Koeffizient 0,9368 0,7326 0,2908 -
  13-15 > 89 10-29 4
  9-12 76-89 > 29 3
  6-8 50-75 6-9 2
  4-5 1-49 1-5 1
  3 0 0 0

 


Mainzer Emergency Evaluation Score (MEES)

  • Beurteilungssystem für die Effektivität der präklinischen Versorgung anhand von sieben Parametern der Vitalfunktionen
  • Bemerkungen:
    • Bewusstlose Patienten (GCS < 8): "Schmerz" = 4 (schmerzfrei)
    • Auf Fehlerquellen bei der Pulsoximetrie achten
    • Bei differenten Punktwerten für systolischen und diastolischen Blutdruck geht der jeweils niedrigere Wert in die Addition ein
    • Quantifizierung des Symptoms "Schmerz" subjektiv
  • Die Klassifikation erfolgt anhand der Punktwerte. Dabei bedeutet:
    • 4 = physiologischer
    • 3 = gering abweichender
    • 2 = erheblich abweichender
    • 1* = lebensbedrohlicher Zustand
  • Geht ein Parameter mit dem Wert "1*" in die Punktsumme ein, so gilt dieser Wert unabhängig von der Gesamtsumme des MEES. Es handelt sich in diesem Fall also immer um einen als lebensbedrohlich eingestuften Zustand.
MEES-Punktwert 1* 2 3 4
Bewusstsein (GCS) < 8 8 - 11 12 - 14 15
Atemfrequenz < 5 oder > 30 5 - 7 oder 25 - 30 8 - 11 oder 19 - 24 12 - 18
SaO2 < 86 86 - 90 91 - 95 96 - 100
Herzfrequenz < 40 oder > 160 40 - 49 oder 131 - 160 50 - 59 oder 101 - 130 60 - 100
Herzrhythmus ventrikuläre Tachykardie, Kammerflimmer, Asystolie Absolute Arrhythmie, polytope ventrikuläre Extrasystolie Supraventrikuläre Extrasystolie, monotope ventrikuläre Extrasystolie Sinusrhythmus
Blutdruck sys: < 80 oder > 229 dias: > 119 sys: 80 - 99 oder 160 - 229 dias: < 40 oder 119 - 110 sys: 100 - 119 oder 141 - 159 dias: 109 - 95 sys: 120 -140
Schmerz - stark leicht kein

Durchführung

  • Bestimmung der Punktsumme beim Eintreffen am Notfallort
  • Bestimmung der Punktsumme bei der Übergabe des Patienten in der Notaufnahme
  • Berechnung der Differenz zwischen Übergabe und Übernahme.

Bewertung

  • Differenzen > 1: Zustand gebessert
  • Differenz +/- 1: Zustand unverändert
  • Differenzen < -1: Zustand verschlechtert

 


Innsbrucker Koma Skala

  • System zur Bewertung der Bewusstseinslage
  • Differenzierter als die Glasgow Coma Scale
  • Vor allem in Österreich verbreitet
  • Insgesamt sind maximal 23 Punkte erreichbar
Merkmal Punktwert Bedeutung
Reaktion auf akustische Reize 3 Zuwendung
  2 besser als Streckreaktion
  1 Streckreaktion
  0 keine Reaktion
Reaktion auf Schmerz 3 gerichtete Abwehr
  2 besser als Streckreaktion
  1 Streckreaktion
  0 keine Reaktion
Körperhaltung, -bewegung 3 normal
  2 besser als Streckreaktion
  1 Streckreaktion
  0 schlaff
Augenöffnen 3 spontan
  2 auf akustischen Reiz
  1 auf Schmerzreiz
  0 fehlend
Pupillenweite 3 normal
  2 verengt
  1 erweitert
  0 weit
Pupillenreaktion 3 ausgiebig
  2 unausgiebig
  1 Spur
  0 fehlend
Bulbusstellung und -bewegung 3 optisches Folgen
  2 Bulbuspendeln
  1 divergent, wechselnd
  0 divergent, fixiert
Orale Automatismen 2 spontan
  1 auf äußere Reize
  0 keine

 

 

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